Islands Ostküste ist dem Festland Europas am Nächsten und so erreichten die ersten Seefahrer diesen Teil der Insel. Naddoður war der erste Siedler auf den Färöer-Inseln (um 850 AD) und er gilt als der Entdecker Islands, er nannte die Insel Snæland, Schneeinsel. Sein einziger Kontakt war die Ostküste.
Garðoarr Svavarsson, der nach Naddoður als zweiter die Insel erreichte, nannte sie Garðoarshólmi (Insel von Garðoar). Seine Expedition führte ihn rund um die Insel bis nach Náttfaravík und Husavik, um von dort wieder nach Norwegen zurückzukehren.
Flóki Vilgerðarson machte sich mit seiner Familie auf die Suche nach der von Naddoður entdeckten Insel. Unterwegs blieb eine seiner Töchter auf den Shetland Inseln und später auf den Färöer-Inseln heiratete eine weitere Tochter. Um von dort den Weg nach Island zu finden, nahm er drei Raben mit und seither kennt man ihn unter dem Namen Hrafna-Flóki (isländisch für Raben-Flóki). Hrafna-Flóki kam nicht im Osten an, sondern erreichte eine Bucht, die später Reykjavik heißen soll und nannte sie nach Faxe, der als erster festes Land entdeckte, Faxaflói (Faxes‘ Bucht). Flóki errichtete ein Winter-Camp in Vatnsfjörður bei Barðaströnd. Im darauffolgenden Frühjahr stieg er auf den höchsten Berg beim Camp, vermutlich Nónfell im Gebiet Westfjord. Von dort sah Flóki den riesigen Fjord Ísafjörður und große Mengen an Eisbergen und driftendem Eis und nannte das Land Ísland.
Über die Ost-Fjorde wird erzählt, dass sie vermutlich die ersten besiedelten Gebiete in Island waren. Zahlreiche Saga über Isländer entstanden im Osten, Hrafnkels saga freysgoða, die Saga über die Menschen in Fjótsdalur oder die Saga über die Bewohner in Vopnafjörður.
Viehwirtschaft und Fischerei waren im Osten Islands über Jahrhunderte die ökonomische Grundlage. Im 19. Jahrhundert wurde, nach Verbesserung der Fangmethoden, in anderen Gebieten bessere Fischvorkommen gefunden und die Fischindustrie wanderte dorthin ab. Auch gab es im Osten fremden Einfluss unter anderem von französischen Fischern, die für ihre Mannschaften Einrichtungen bauten. Fischer von den Färöer-Inseln und auch aus Norwegen fischten zunehmend bis an die Küsten Islands und auch diese Entwicklung drängte die Fischerei Islands zunehmend ab.
Handel und Schiffe spielten im Osten eine lange Zeit eine bedeutende Rolle. Im alten Commonwealth (10. Bis 13. Jahrhundert) war der wichtigste Handelshafen Krossavik in Vopnajörður. Im 14. Und 15. Jhdt. gab es sehr regen Handel hanseatischer Kaufleute und auch zahlreiche Kontakte zu englischen Kaufleuten sind aus dieser Zeit überliefert. In den Zeiten des Handelsmonopols (1602-1787) waren die wichtigsten Handelsstützpunkte Vopnajörður, Reyðarjörður und Djúpivogur. Mit der Ausrufung des freien Handels (1855) etablierten sich zahlreichen Handelsgesellschaften und später auch Genossenschaften, die bis ins 20. Jhdt. bestehen bleiben sollten.
Seyðisfjörður wurde oft als die Wiege der Technologie Islands bezeichnet. Das erste Unterseekabel, dass 1906 Island mit Schottland verband, wurde nach Seyðisfjörður gelegt und verbindet dort einen Telegraphen. Dass diese Leitung heute noch funktioniert, kann im technischen Museum Wathne-Haus, gebaut 1894, in Seyðisfjörður erlebt werden. 1913 wurde in Seyðisfjörður die erste Radiostation in Betrieb genommen und es war auch der erste Ort im Osten der elektrifiziert wurde.
Der Osten war und ist bekannt für die üppige Flora und Fauna und auch für den Baum- und Waldbestand von zB Hallormsstaður, da das Klima im Osten etwas milder ist als in vielen anderen Regionen Islands. (Bemerkung: Wälder in unserem Sinne gibt es in Island nicht) Die Geschichte der Geologie lässt sich eindrucksvoll an vielen Gesteinsschichten von Bergmassiven ablesen unter anderem bei Stöðvarfjördur, Berufjörður und Borgarfjörður eystri. Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas, heute ein Nationalpark, und dort findet man auch den höchsten Punkt Islands, Hvannadalshnjúkur (2110m).
Im Hochland im Osten findet man zahlreiche Rentierherden, die sonst nur noch vereinzelt in anderen Landesteilen vorkommen. Die Vogelpopulation ist vorwiegend geprägt von Vögel die aus Europa migrieren und den Sommer im Südosten Islands verbringen. In Island zählt man 75 Vogelarten, die im Frühling und Herbst in riesiger Zahl den Südosten queren oder sich dort niederlassen. 47 Arten migrieren aus Europa, 10 Arten sind zum Teil migriert und 18 Arten sind heimisch.