Nature Tour Iceland | Tag 3

Der Tag beginnt um 6:00 Uhr mit einem kurzen Spaziergang entlang der Zufahrtstrasse zu dem Wasserfall, den wir am Vortag einen kurzen Besuch abgestattet haben. Der Tag beginnt, wie an vielen anderen auch, bewölkt und das gibt der Stimmung auch einen gewissen Reiz. Es braucht nur wenige Schritte um bei einem Bachlauf die ersten interessanten Licht- und Schattenspiele des Morgens zu beobachten und entlang der unbefestigten Zufahrtstrasse beeindruckt uns ein Bergmassiv mit einem kleinen Wasserfall, der just in diesem Augenblick durch einen Sonnenstrahl angeleuchtet wird.

Als wir die Straße entlangwandern, fällt uns auf, dass die Schafe, die am angrenzenden Feld sind, doch eine gewissen Scheu vor Menschen zu haben scheinen. Manche erhöhen, nicht fluchtartig aber doch zügig, die Distanz sobald wir näherkommen. Die Tiere sind Fahrzeuge wohl eher gewohnt, denn als ein Auto passiert nehmen die Tiere kaum Notiz. Schafe haben in Island immer Vorfahrt und hin und wieder finden einige Tiere einen Weg aus den umzäunten Wiesen und wandern dann entlang oder auf der Straße, auf der Suche nach besseren Weideplätzen.

Nach dem Frühstück packen wir unsere Habseligkeiten zusammen und machen uns auf den Weg in den 3. Tag und es klart auf und verspricht ein wundervoller Tag zu werden. Wir haben so viel Glück mit dem Wetter und jeden Tag ist es sonnig und von Regen keine Spur. Das erwähne ich wenige Tage vor dem Ende der Tour im Gespräch mit einem Einheimischen und der meinte dazu nur, ich solle ihm keinen Bären aufbinden. Gilt in Island doch das Sprichwort, „Bei schlechtem Wetter warte noch 10 Minuten, dann ist es noch schlechter.“

Nach einem Tank-Stopp und Proviant auffüllen müssen wir doch noch zu einem Reifenhändler, denn der rechte Hinterreifen verliert weiterhin kontinuierlich Luft. Im Ort gibt es einen Mechaniker und der entdeckt den Grund für den Druckverlust doch recht bald und er entdeckt dann noch etwas, dazu aber später. Der Grund war eine Schraube der in der Innenseite beim Profil steckt, es gibt die Option das zu flicken, etwa 4.000 ISK, oder einen neuen Reifen, etwa 9.100 ISK. Da wir nicht dafür verantwortlich sind, sondern der Wagen so an uns übergeben wurde, rufen wir den Vermieter des Autos an und fragen nach was wir machen sollen. Er entscheidet einen neuen Reifen aufziehen zu lassen und ich solle die Rechnung bei der Rückgabe ansprechen. Auf die Rückerstattung warte ich immer noch und ich halte das für keine Werbung mir bei diesem Vermieter, Geysir, jemals wieder einen Wagen auszuborgen, wenn wir für weitere geplante Reisen nach Island kommen. Einmal muss man wohl hinnehmen, eine 2. Chance bekommt er dazu nicht sich von mir neue Reifen bezahlen zu lassen, wenn ich für die Beschädigungen nicht verantwortlich bin. Wir haben Tage später eine weitere Panne und die Rechnung für die Reparatur über 5.180 ISK geht auf meine Kappe, die erste nicht. Hätte ich das gewusst hätte ich auch beim ersten Mal nur flicken lassen und nicht austauschen, eine Erfahrung für die Zukunft.

Was hat der Mechaniker noch entdeckt? Der Typ vom Vortag, der den Reifendruck kontrollierte und korrigierte, hat den Druck viel zu hoch eingestellt und da ist die Gefahr viel höher sich auf unbefestigten Straßen einen Stein einzufahren. Vermutlich wollte er, dass wir trotz Druckverlusts einfach länger unterwegs sein können, daher war ich nicht wirklich sauer, da es nun korrekt eingestellt wird, sind deswegen keine Pannen zu erwarten.

Wieder schadensfrei ausgerüstet beginnt nun die Fortsetzung der Fahrt auf der Ringstraße 1. Weit kommen wir nicht, denn nach 5km lässt uns der Blick umgehend den nächsten Parkplatz aufsuchen. Ein reißender Bach mit dem Wasserfall Foss a Sidu, ergibt eine fantastische Landschaftsstimmung und daran fahren wir nie einfach vorbei – wir sind ja schließlich kein Reisebus.

Fossa a sidu

Wir bestaunen dieses Schauspiel eine ganze Weile, ganz fasziniert von dieser ungestümen Kraft, die von der Natur hier gezeigt wird und auch wegen der Besucher, die ebenso gebannt sind und damit immer im Bild stehen, scheinbar ohne uns zu bemerken, wenngleich völlig klar ist, dass wir bereits im Begriff waren Fotos zu machen. Der Wunsch nach einer Unachtsamkeit dieser Leute am Klippenrand möge man mir in diesem Moment verzeihen.

Der Umstand, dass wir immer am längsten an Orten verweilen, ist zum größten Teil unserem Interesse geschuldet und nicht der Warterei wegen dieser Figuren, die völlig scham- und respektlos meinen, dass wäre alles nur für sie da. Man könnte annehmen, wir sind so menschenfeindlich und gönnen diesen Leuten den Aufenthalt oder die Eindrücke an solchen Plätzen nicht, aber das stimmt gar nicht. Absolut Jeder hat das Recht diese Naturschauspiele, oder Allgemein die Natur, so intensiv und so lange man das will zu erleben. Was mich stört, ist die Tatsache, dass diesen Leuten, das sind von denen die wir anthropologisch beobachtet haben 98 von 100, alles andere egal ist und sie sich immer im Zentrum der eigenen Betrachtung sehen. Dadurch werden sie distanzlos und ich möchte, nein ich brauche meinen Freiraum, nicht zuletzt, wenn ich als Fotograf arbeite – und wir sind dann eben doch vor denen da gewesen; Auch uns steht das Recht zu diese Natur so intensiv und so lange zu genießen wie wir das wollen – wir müssen uns nicht immer und immer wieder hintenanstellen, bis dann zufällig 20 Minuten keiner mehr kommt. Das den Leuten zu vermitteln ist aussichtslos, da fehlt bei den Egomanen jede Einsicht und verzichte auf etwaige Antworten die mit „Aber ICH..“ beginnen.

Wir beschränken uns auf den Umstand, am längsten die Intensität zu erleben und die anderen können …. weiterhin glauben, sie wären so naturverbunden. Trotzdem müssen sie aber dann ganz schnell zum nächsten Rastplatz rasen, um dort wieder ganz naturverbunden zu sein, zumindest die 4 Minuten ganz sicher. Manchmal ist es auch egal wie viele Personen sonst dort herumstehen, da wir z.B. schon ganz am Rand zur Klippe stehen, da wäre es geradezu selbstmörderisch doch noch ins Bild huschen zu wollen. 

Immer noch berauscht von der Wildheit und der Naturgewalt fahren wir weiter um nur wenige Kilometer später, beim nächsten Stopp kurz nach Kálfafell, wieder ganz allein die weite Landschaft in vollen Zügen zu genießen.  Wir erkunden die Umgebung und suchen nach einer guten Perspektive, die Bergformation gut ins Bild zu kommen. Warum sind wir dort alleine? Weil wir immer wieder in Zufahrten halten, die eben nur für ein Auto Platz bietet.

Den gleichen Luxus eine Szene ganz für uns alleine zu haben, bietet der erste Halt in der Region Austurland, eine von 8 Regionen Islands, nur wenige Kilometer weiter. Austurland, mit dem Verwaltungssitz Egilsstaðir in der Gemeinde Fljótsdalsherað, gehört bereits zum Osten von Island. Der Blick auf das Bergmassiv im gleichnamigen Naturschutzgebiet Skaftafell ist einfach grandios.

Nach weiteren sehr gemütlichen 55km, ca. 32km nach dem Ort Hof, entlang der 1, erreichen wir ein weiteres Highlight dieser Reise, den Gletschersee Fjallsárlón am Ausläufer des Gletschers Vatnajökull. Es ist fantastisch, einfach nur am Ufer zu sitzen und dem leisen knistern und knacken der Eisschollen und Eisberge zuzuhören. Dazu die frische Luft und die Stille lassen die Zeit vergessen, man vertieft sich in diese einzigartige Stimmung, es ist zutiefst beruhigend.

Entspannt und zufrieden fahren wir weiter, um das nächste ganz große Highlight, den großen Bruder des Gletschersees, die Gletscher Lagune Jökulsárlón zu besuchen. Ähnlich spektakulär und die gleichen Eindrücke wie zuvor, der Tag kann nicht mehr besser werden, nach so vielen Reisen outet sich Island als ein regelrechtes Bombardement, wo der nächste Moment immer noch eine Steigerung bereithält. So etwas habe ich auf noch keiner Reise erlebt, das ist wirklich eine neue Erfahrung. Man erlebt das beinahe als surreale Aneinanderreihung von grandiosen Landschaften, die Natur ist etwas Wunderbares und sie ist so schützenswert. Das muss erhalten werden, das sind wir den nachfolgenden Generationen einfach schuldig diese Schönheit zu bewahren.

Wir waren dort im Grunde alleine, da wir zwei Parkplätze früher gehalten haben als die Reisebusse und all die eiligen „Ich schau mir das schnell an“ Typen, daher waren die gut 300m weit weg. Das reicht um nichts von denen zu sehen oder zu hören, eine Wohltat gerade an Orten wie diesen.

 Ein Fehler in der Tour Beschreibung führt uns dann weiter bis nach Höfn, wo wir aber bereits gut 40km am Hotel vorbei sind. Das ist aber nicht weiter dramatisch, denn wer weiß, hätten wir diese Location neben der Straße Þjóðvegur, noch auf dem Weg nach Höfn, am nächsten Tag vielleicht nicht gesehen? Nein, natürlich hätten wir das, was für eine Frage?

error: Content is protected