Nach einem guten Frühstück und nicht ganz so früh wie die letzten Tage fahren wir von Laugar ausgehend zunächst Richtung Norden um dann, statt geradeaus auf die Straße 845 zu fahren, links abzubiegen um der Straße 1 weiter zu folgen. Der Tag beginnt sonnig und die Erfahrungen der bisherigen Reise wirken zutiefst beruhigend und erfüllend. Wir sind glücklich und zufrieden das erleben zu dürfen. Wir geniessen die Landschaft, cruisen über die Straße und freuen uns an jedem Anblick dieser weiten, beeindruckenden Landschaft. Eine Aussicht über ein kleine Ebene, Fossholl, lässt uns anhalten und diesen Anblick geniessen. Dieser ungestüme wilde Ausdruck, die Weite bei gleichzeitiger zutiefst empfundener Ruhe findet man auf dieser Welt nicht besonders oft.
Der Eindruck wirkt noch nach als wir von weitem einige wenige Reisbusse auf einem Parkplatz sehen, als wir uns auf der leicht bergab führenden Strasse einer Kreuzung nähern. Ein skeptischer Blick ob sich ein Halt lohnt, weil unsere Abneigung gegen distanzlose Menschen Plätze meiden lässt wo genau solche Typen herum laufen. Der Parkplatz ist mäßig besetzt und so viele Busse bzw. Fahrzeuge sind es nicht, also freuen wir uns auf einen gelungenen Aufenthalt.
Wir erkunden das Gebiet rund um Goðafoss.
Zunächst ist vom Wasserfall nicht viel zu sehen, zu dem man auf beiden Seiten wandern kann. Wir haben selbstverständlich beide Seiten erkundet und uns auch etwas weiter umgesehen. Der Wasserfall selbst hat den Namen zurecht, er ist imposant, groß und spektakulär. Nähert man sich über die rechte Seite hat es etwas mehr den Charakter eines unebenen Pfades und es bieten sich ein paar Gelegenheiten den Wasserfall in seiner ganzen Pracht zu fotografieren.
Geübte Wanderer und alle die sich das auch zutrauen können ganz bis an den Rand gehen um dort ein Foto zu versuchen. Das Erlebnis ist spektakulärer als die Bilder, so viel sei verraten. Niemand muss sich für ein Bild in Lebensgefahr bringen, man bekommt ganz ordentliche Aufnahmen aber so umwerfend sind sie dann doch nicht.
Interessant ist natürlich nicht nur der Wasserfall, sondern auch die Felsformationen entlang des Weges, wie auch der kleine Bachlauf ganz in der Nähe. Überall erkämpft sich die Natur Stück für Stück den Raum zurück.
Der Weg auf der linken Seite, um bis zum Wasserfall zu kommen, ist vergleichsweise einfach, es ist beinahe so wie in einem Park spazieren zu gehen. Der Weg kann, wie wir beobachten können auch von älteren, gebrechlichen Personen und auch von jenen die nicht mehr ganz so fit zu Fuß sind bewältigt werden, um ebenfalls in den Genuss dieses Naturschauspiels zu kommen. Auf der linken Seite gibt es dazu einen Abstieg zu einem schmalen, felsigen Uferbereich, wo man einen ganz besonderen Blick auf den Wasserfall bekommt.
Goðafoss – Wasserfall der Götter
Wir sind zufrieden und da es zunehmend mehr Poser und Selbstdarsteller zu diesem Naturdenkmal zieht, sind wir mit unserer kleinen Tour rund um Goðafoss zufrieden und wir hatten zugegeben auch ein wenig Glück gerade ein Zeitfenster erwischt zu haben wo nicht ganz so viele respekt- und distanzlose Figuren herumstolpern.
Am Parkplatz sieht man auch den Grund, er ist voll mit dutzenden Bussen, Wohnmobilen und Autos und die Freude und Erleichterung von hier weg zu fahren und nicht gerade erst zu kommen ist wirklich groß.
Wir setzen unsere Fahrt entlang der Straße 1 fort um bei nächster Gelegenheit, wir sind nur ein paar km weit gekommen, an einem Rastplatz noch vor Fnjóskadalur zu halten, um die schöne Aussicht zu bewundern und ein Picknick zu machen. Kurz vor unserer Weiterfahrt gab es dann noch ein sehr unangenehmes Erlebnis, zum Glück das Einzige dieser Art.
Engländer sind, soweit ich sie kenne, höfliche, zuvorkommende Menschen aber diese Gruppe die auf den Rastplatz regelrecht eingefallen ist, hat davon offenbar noch nie etwas gehört. Kaum angekommen stürmen junge Erwachsene aus den Autos auf die kleine Wiese mit einem Rugby-Ei. Meine erste Vermutung ist ein Spiel der australischen Version aber damit hat das Gesehen nichts zu tun. Jedenfalls hat diese Rowdyeinlage keine Ähnlichkeit mit einem Sport, eine Straßenschlägerei besoffener, grölender Hooligans wäre das weitaus passendere Bild. Völlig ungeniert und ungehemmt schreien und kreischen diese Wilden einige Minuten auf dem Platz und verbreiten eine widerliche, aggressive Stimmung.
Dieses groteske Schauspiel lässt uns also unmittelbar die Flucht ergreifen. Da es nur wenige Minuten gedauert hat bis wir wieder unterwegs sind, blieb es ein unbeeindruckter Moment aber ernsthaft, so benimmt sich niemand mit ausreichendem Verstand, weder in einer Euphorie oder einer Ausgelassenheit, noch hat das irgendwas mit Spielfreude oder Spaß zu tun.
Da wir uns nicht weiter mit der Fragen beschäftigen wollen warum es solche Idioten auf der Welt braucht, genießen wir wieder unsere Fahrt und den Blick auf die so abwechslungsreiche und reichhaltige Natur.
Das Tal Fnjóskadalur, durch den der Fluß Fnjóská strömt, erlaubt für isländische Verhältnisse eine ungewohnt hohe landwirtschaftliche Nutzung. Sand und Schotter der auf dem Basalt aufliegt, ergibt einen durchaus fruchtbaren Boden.
Das Ziel des heutigen Tages ist Akureyri, der Hauptstadt des Norden, und dorthin kämen wir auf der 1 recht zügig durch den Tunnel Vaðlaheiðargöngaber, wir entscheiden uns für die 84, die Bergstraße Víkurskarð,abzubiegen, da wir noch genug Zeit haben. Wir kommen dabei über den gleichnamigen Pass auf 325m und haben dort einen unvergesslichen Blick über den Fjord Eyjafjörður.
Bereits am frühen Nachmittag sind wir in Akureyri und so haben wir noch Zeit am Hafen und an der Uferpromenade spazieren zu gehen, ganz ungewohnt ohne Kamera. Einfach nur die Zeit und den Ort wirken lassen, in Ruhe die vergangenen Tage Revue passieren und die Hektik hinter uns lassen. Hier und Jetzt ist wichtig und sonst nichts.
Es ist interessant und sehenswert und nach etwas Entspannung entschließen wir uns doch die Kameras zu holen und die Vögel bei der Jagd zu begleiten. Im Wind der leicht aus Süden weht versuchen die Tiere in der Luft die Position etwas zu halten und die Beute, den Fisch, im Wasser auszumachen. Die Küstenseeschwalbe fliegt dabei immer etwa 100 bis 150m gegen den Wind, parallel und in direkter Nähe zur Uferpromenade um dann die Fische zu verfolgen und sich dabei vom Wind rückwärts wieder Richtung Norden tragen zu lassen. Immer wieder stößt der Vogel dann durch die Wasseroberfläche um die Beute zu erwischen. Dieser Vorgang wiederholt sich dutzende Male und es ist erstaunlich wieviel Ausdauer die Vögel an den Tag legen. Küstenseeschwalben werden wir einige Tage später wieder sehr intensiv erleben. Als wir unbeabsichtigt einer Brutkolonie zu nahe kommen, werden wir durch wütende Tiere im Sturzflug mit Scheinangriffen attackiert. Es versteht sich von selbst, dass wir uns sofort zurückziehen, um den Tieren keinen weiteren Stress zu machen.
Ebenfalls dort zu Hause sind Eiderenten, Lachmöwen, Mittelsäger oder der Austernfischer.
Zum Abschluss dieser langen, sehr intensiven Beobachtung gab es auch noch einen kurzen aber sehr heftigen Luftkampf einer ganzen Armee von Lach- und Silbermöwen gemeinsam mit einigen Küstenseeschwalben gegen einen einzelnen Vogel, vermutlich eine Schmarotzeraubmöwe. Der Eindringling kann jedenfalls verjagt werden und er entkommt unverletzt.
Auch im Hafenbereich und auch entlang der Promenade finden sich dankbare Motive. In diesen wenigen Stunden habe ich über 400 Bilder auf die Speicherkarte geschossen.
Es war wieder ein herrlicher Tag mit so wahnsinnigen und zahlreichen Eindrücken.